Abofallen sind die Landplage des Internets. Hunderttausende Surfer fallen darauf herein. Anschließend werden sie oft monatelang von dubiosen Anbietern mit Rechnungen, Mahnungen und Drohbriefen unter Druck gesetzt. Zahlen muss aber niemand für diese untergeschobenen Verträge. Das haben mittlerweile Dutzende Gerichte entschieden.
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So funktionieren alle Abofallen: Die Preise werden klein gedruckt, in den allgemeinen Geschäftsbedingungen oder im Fließtext versteckt – „acht Euro“ statt „8 Euro“, oft neben greller Werbung. Dann erscheint ein Formular, in das Nutzer ihre Adresse eingeben sollen (siehe Bild). Wo immer das der Fall ist, gibt es nur einen Rat: die Seite wegklicken. Kein Ladeninhaber fragt Kunden nach ihrer Anschrift, warum soll die dann bei kostenlosen Basteltipps oder Horoskopen wichtig sein?
Ein wenig drängt sich dabei der Verdacht auf, dass der Hintermann seine Erfahrung aus der Dialerszene und deren strafrechtlicher Relevanz in das neu entwickelte Modell der Abofallen hat einfliessen lassen. Angefangen hat das mit den Gebrüdern Manuel und Andreas Schmidt-lein, die die Bundesrepublik seit Ende 2005 mit sicherlich mehreren Hunderten an sinn- und nutzbefreiten, dafür aber um so kostenbehafteteren Webseiten beglückten.
In letzter Zeit häufen sich in meiner Kanzlei wieder Anfragen wegen angemahnter Forderungen aus angeblichen Abo-Verträgen. Insbesondere die Firmen Online Content Ltd. und Webtains GmbH verschicken derzeit viele Zahlungsaufforderungen oder lassen „letzte Mahnungen”, versehen mit einem Klageentwurf, über eine Inkasso-Firma zustellen.
In der Regel sind diese Forderungen jedoch unbegründet. Denn ein Zahlungsanspruch setzt voraus, dass überhaupt ein Vertrag über eine kostenpflichtige Leistung zustande gekommen ist.
Ein solcher Vertrag liegt aber in der Regel nicht vor, denn er setzt voraus, dass der Verbraucher vor Vertragsabschluss klar und deutlich über die anfallenden Kosten informiert wird: Der Kunde muss klar erkennen können, dass er eine kostenpflichtige Leistung in Anspruch nimmt.
Mit “Chef” ist nicht der Strohmann Geschäftsführer Nico Neugeboren oder Ronny Neugeboren gemeint, sondern Michael Burat himself. Dies resultiert aus der aktuell bei den bekannten Suchmaschinen Yahoo und Bing beworbenen Lockvogelseite Routenplaner.de.
Hier die aktuellen Suchergebnisse für “Routenplaner” bei Bing.com:
Hier die aktuellen Suchergebnisse für “Routenplaner” bei Yahoo.de:
Da Routenplaner.de direkt auf Routenplaner-Service.de weiterleitet, werfen wir einen Blick in die Whois von Routenplaner.de, um zu wissen wer hier “aktiv” ist:
Domain: routenplaner.de
Letzte Aktualisierung 11.05.2010
Domaininhaber
Der Domaininhaber ist der Vertragspartner der DENIC und damit der an der Domain materiell Berechtigte.
Domaininhaber: Michael Burat
Organisation: Michael Burat Adresse: Borsigstraße 35 PLZ: 63110
Ort: Rodgau
Land: DE
Administrativer Ansprechpartner
Der administrative Ansprechpartner (admin-c) ist die vom Domaininhaber benannte natürliche Person, die als sein Bevollmächtigter berechtigt und gegenüber DENIC auch verpflichtet ist, sämtliche die Domain routenplaner.de betreffenden Angelegenheiten verbindlich zu entscheiden.
Name: Michael Burat
Organisation: Michael Burat Adresse: Borsigstraße 35 PLZ: 63110
Ort: Rodgau
Land: DE
Technischer Ansprechpartner
Der technische Ansprechpartner (tech-c) betreut die Domain routenplaner.de in technischer Hinsicht.
Name: Michael Burat
Organisation: Michael Burat Adresse: Borsigstraße 35 PLZ: 63110
Ort: Rodgau
Land: DE
Telefon: +49.3012345678 Telefax: +49.3012345678 E-Mail: **@web.de
Zonenverwalter
Der Zonenverwalter (zone-c) betreut die Nameserver der Domain routenplaner.de.
Name: Michael Burat
Organisation: Michael Burat Adresse: Borsigstraße 35 PLZ: 63110
Ort: Rodgau
Land: DE
Telefon: +49.3012345678 Telefax: +49.3012345678 E-Mail: **@web.de
Nebst den offensichtlich falsch hinterlegten Daten zurTelefon- und Faxnummer zeigt uns ein Service-Scan der Domain Routenplaner.de, für welche laut Whois ja ausschließlich Michael Burat verantwortlich ist, auch die Weiterleitung auf Routenplaner-Service.de:
Das ist insofern schon bemerkenswert, da Michael Burat selbst nur selten in Erscheinung tritt. Interessanter wird es, wenn man sich etwas näher mitRoutenplaner.de beschäftigt, denn dort gab und gibt es, wie bspw. am 03.07.2010, ein wirklich kostenlosesAngebot:
Auch befinden sich bspw. unter www.routenplaner.de/route_planen.php Inhalte, welche nicht von der Weiterleitung betroffen sind und auf kostenlose Routenplaner verweisen:
Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Inhalte auf Routenplaner.de, welche Suchmaschinen vormachen sollen, dass es sich um eine relevante Seite mit viel “Content” handelt[….]
Achim – Von Sven MarquartACHIM · Jürgen Meyer ist sauer, stinksauer. Ein Brief an seine Verlobte Bianca Jablonski hat das Blut des Achimers so richtig in Wallung gebracht. Der Inhalt: Eine Zahlungsaufforderung der Webtains GmbH über 96 Euro. Angeblich habe Bianca Jablonski am 19. Mai dieses Jahres einen kostenpflichtigen Zwölf-Monats-Zugang auf der von Webtains betriebenen Internetseite Routenplaner-Service.de gebucht. Und weil die Widerrufsfrist verstrichen sei, werde nun das Nutzungsentgelt fällig.
„Weder ich noch Bianca waren jemals auf dieser Internetseite – für das Geld würde ich mir doch ein Navigationsgerät kaufen!“, schäumt Jürgen Meyer. Auch Bianca Jablonskis 15-jährige Tochter Clarissa versichert, den Routenplaner nicht angeklickt zu haben. Jürgen Meyer beginnt zu recherchieren – und wird fündig: „Auf Computerbild.de steht, dass Webtains als Abzocker bekannt ist.“ Und nicht nur dort. Die Verbraucherzentrale Thüringen und das Sat.1-Magazin „Akte 20.10“, das in der vergangenen Woche über das Vorgehen der Firma berichtete, warnen ebenfalls vor der Webtains GmbH und ihrem Geschäftsführer Nico N. aus Eisenach. Auch für den Achimer Anwalt Eghard Teichmann, der sich auf Internetrecht spezialisiert hat, ist Webtains kein Unbekannter: „Letztes Jahr im Juli und August waren die schon mal sehr aktiv – im Moment läuft wohl so etwas wie eine Wiederauflebenskampagne.“
Abofallen – Ein Geschäft für die ganze Familie – Wie das Portal Verbraucherabzocke.info aktuell berichtet, tummelt sich mit einer neuen Firma namens Webtains GmbH ein wohl eingeborener Neugeboren(er) in der Nutzlosbranche mit Uralt-Maschen unter Domains wie Kochrezepte-Sammlung.de oder Songtexte-24.de, die sich nicht nur inhaltlich mit den Abzock-Angeboten des Frankfurter Kreisels um Michael Burat und Konsorten in Verbindung bringen lassen.
Und so sehen die neuen Abzockangebote aus – Zunächst Kochrezepte-Sammlung.de: